Mieterinitiative-Joachimsthaler-Carrée

Alt-Hohenschönhausen Joachimsthaler Str. / Plauener Str.

Publikationen


Debattenbeitrag zum Schutz grüner Innenhöfe – Joachimsthaler Straße
Pressemitteilung vom 10.10.2024

Das Bezirksamt Lichtenberg erachtet die Nachverdichtung und die Versiegelung grüner Innenhöfe in Großsiedlungen grundsätzlich als kontraproduktiv und für die Anwohner:innen als nicht zumutbar. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE möchte in der Joachimsthaler Straße 1, 3, 5, 7 ein Wohnungsbauprojekt mit zwei Wohngebäuden errichten, das in Summe 105 Wohneinheiten mit einer Geschossfläche von 9.316 qm (Wohnfläche 7.032qm) umfasst.
Aus den Plänen wird ersichtlich, dass die HOWOGE die notwendigen Flächen wie das Vorhalten von Parkplätzen nicht allein auf ihrem eigenen Grundstück abbilden kann. Die HOWOGE plant, mit dem Wohnungsbauprojekt auf ihrem eigenen Grundstück eine per Dienstbarkeit ggü. dem Land Berlin gesicherte Teilfläche eines Spielplatzes zu überbauen. Die Dienstbarkeit ermöglicht eine kostenfreie öffentliche Mitbenutzung der Spielplatzfläche.
Das Bezirksamt wird aufgrund der Nutzungsdichte im Umfeld nicht auf die Spielplatzflächen verzichten. Aus diesem Grund hat sich die HOWOGE an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gewandt. Die Senatsverwaltung für Finanzen teilte dem Bezirksamt mit, „dass die Löschung der oben näher bezeichneten Dienstbarkeit im Grundbuch zu erfolgen hat.“ Das Bezirksamt ist dieser Aufforderung nicht gefolgt. Nun hat der Senat gegenüber dem Bezirksamt angekündigt, dass die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Bauen in Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Inneres und Sport auf Basis des § 13a Allgemeines Zuständigkeitsgesetz weitere Schritte zur Löschung der Dienstbarkeit selbst veranlassen wird.
Filiz Keküllüoğlu, Bezirksstadträtin für Verkehr, Grünflächen, Ordnung, Umwelt und Naturschutz (Bündnis 90/Die Grünen): „Das Bezirksamt unterstützt die HOWOGE beim Wohnungsbau in Lichtenberg mit aller Kraft. Dank der guten Zusammenarbeit sind in unserem Bezirk so viele Wohnungen entstanden, wie in keinem anderen Bezirk; diese Wohnungen werden ohne Frage dringend benötigt. Trotz unserer großen Unterstützung ist es für mich nicht nachvollziehbar, weshalb der Senat nicht wenigstens bei einem einzigen Wohnbauvorhaben der HOWOGE sich auch mal auf das Bezirksamt zubewegt und unsere Hinweise ernst nimmt. Nicht jeder Standort ist für den Wohnungsbau geeignet – dazu gehört ganz gewiss auch der Standort in der Joachimsthaler Straße; bereits heute ist die soziale und verkehrliche Infrastruktur in dem Quartier ausgelastet. Neben der hohen Versiegelung ist dieses Quartier durch geringe Grünflächen geprägt. So kann ich den Widerstand der Anwohner:innen vor Ort sehr gut nachvollziehen. Leider haben die zuständigen Senator:innen bisher selbst nicht das Gespräch mit den Betroffenen gesucht. Im Gegensatz dazu sind wir Bezirksamtsmitglieder im regen Austausch mit den Menschen vor Ort und kennen den wunderschönen Gemeinschaftsgarten. Ich bedauere die Entscheidung des Senats, über den Kopf des Bezirksamtes und der Bürger:innen hinweg den grünen Hof zu bebauen. Das ist ein absolut falsches Signal! Wir legen einen großen Wert auf gesunde Wohnverhältnisse; und wenn der Senat unsere Maxime ignoriert, dann muss er selbst den Menschen in Alt-Hohenschönhausen Rede und Antwort stehen. Die Rot-Schwarz-Rote Koalition hatte eine Politik des Miteinanders und auf Augenhöhe mit den Bezirken versprochen. Dieses Versprechen scheint an dieser Stelle in Vergessenheit geraten zu sein.“
Camilla Schuler, Bezirksstadträtin fürJugend und Familie, Stadtentwicklung, Bauen und Facility Management (Die Linke): „Der Senat begründet bei dem Wohnprojekt in der Joachimsthaler Straße das gesamtstädtische Interesse mit rund 100 Wohneinheiten. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein und zeigt, dass hier eher die Statistik, als die Qualität vor Ort zählt. Falls der Senat auch hier das Bezirksamt übergeht, muss er seine Entscheidung vor Ort den Menschen selbst begründen. Der Senat will im gesamten Wohnungsbauvorhaben in der Joachimsthaler Straße eine Belegungsquote von 30 Prozent mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnraum erzielen, 70 Prozent sind als freifinanzierbarer Wohnraum festgelegt. Das ist ein Freischein für Verdrängung, was ich als eine fatale Entwicklung erachte. Zum wiederholten Male missachtet der Senat die Belange und Empfehlungen des Bezirkes, der Menschen vor Ort. Selbst der Senat sollte begriffen haben, dass mit seinem Vorgehen wie bei den Ilsehöfen oder dem Vorhaben Barther Straße die rote Linie überschritten ist. Wir haben an uns den Anspruch, Wohnraum für die Menschen zu schaffen, Quartiere zu entwickeln, die den Bedarfen gerecht werden. Auch die Howoge sollte sich dieser Verantwortung bewusst sein und als fairer Partner dem Bezirk zur Seite stehen.“
Gemeinsam erklären die Bezirksstadträtinnen weiter: „Das Land Berlin ist gemäß Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetz gesetzlich verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu werden. Die EU hat kürzlich die Verordnung über die Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law) verabschiedet und somit ist das Land Berlin aus Sicht der Bezirksstadträtinnen verpflichtet sicherstellen, dass keine Grünflächen mehr verloren gehen und angehalten, den Anteil von Grünflächen zu erhöhen. Gerade gegrünte Höfe und Freiflächen sorgen für ein gutes Klima in der Stadt – nicht nur im meteorologischen, sondern auch im sozialen Sinne. Sie bilden neben den öffentlichen Grünflächen das wesentliche Rückgrat grüner Infrastruktur. Das Klima in der Region Berlin, nicht nur in Lichtenberg, wird in den nächsten Jahren heißer und trockener. Damit verbunden werden auch Extremwetterereignisse wie starke Regenfälle, Stürme, Trocken- und Hitzeperioden zunehmen. Hier können begrünte Innenhöfe wesentlich gegensteuern und ihren besonderen Beitrag zur Wahrung gesunder Wohn- und Lebensbedingungen leisten. So ist der begrünte Hof in der Joachimsthaler Straße aus Sicht des Bezirksamtes zu schützen.“

Weitere Informationen:

Geschäftsbereichs Verkehr, Grünflächen, Ordnung, Umwelt und Naturschutz
Bezirksstadträtin Filiz Keküllüoğlu
Telefon: (030) 90296-4200
E-Mail: BzStRinOrdUmVer@lichtenberg.berlin.de

Geschäftsbereich Bauen, Stadtentwicklung und Facility Management
Bezirksstadträtin Camilla Schuler
Telefon: (030) 90296-4000
E-Mail: Camilla.Schuler@lichtenberg.berlin.de


https://www.die-linke-lichtenberg.de/fileadmin/libg/info/2022/info0924.pdf

 


 




 

 




Der Innenhof soll ein Stück Natur bleiben

Berliner Woche 23. Juni 2022
Bernd Wähner

Das Bezirksamt soll sich dafür einsetzen, dass der grünen Hof in der Joachimsthaler Straße 1-7/ Plauener Straße 8-26 als Grün- und Spielfläche erhalten bleibt und weiterentwickelt wird.
Das beschloss die BVV nach Beratung eines entsprechenden Antrags der Linksfraktion im Ausschuss Ökologische Stadtentwicklung, Mieterschutz und Facility Management. Um eine Grundlage dafür zu haben, soll unverzüglich ein Bebauungsplan aufgestellt werden, in dem die Bestandsbebauung sowie die Freiflächen gesichert werden. Insbesondere die derzeit für den ruhenden Verkehr genutzten Flächen im südöstlichen Bereich sollen dahingehend untersucht werden, ob hier eine Quartiersgarage entstehen könnte.
Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens sollen außerdem Untersuchungen zur Verbesserung des Anwohnerverkehrs stattfinden. Erweiterungen der Wohnflächen in diesem Gebiet sollen indes ausschließlich im Wege von Aufstockungen der Bestandshäuser untersucht werden.
Wie bereits berichtet, prüfte die Wohnungsbaugesellschaft Howoge in diesem Innenhof den Bau von 100 Wohnungen. Für das Vorhaben hatte sie vom Bezirksamt sogar schon einen Bauvorbescheid erhalten. Dagegen macht allerdings eine Anwohnerinitiative mobil. Sie erhielt nun Unterstützung von den Lichtenberger Verordneten.
„Bereits im August vergangenen Jahres hatten wir in Zusammenarbeit mit den Anwohnerinnen und Anwohnern beantragt, den Innenhof in der Joachimsthaler Straße/Plauener Straße grün zu erhalten“, erklärt der stellvertretende Bezirksvorsitzende der Linken in Lichtenberg, Robert Schneider. „Damals versagten die anderen Fraktionen ihre Zustimmung. Nach weiteren Verhandlungen im Fachausschuss Ökologische Stadtentwicklung und Mieterschutz wurde unser Antrag in der BVV nochmals abgestimmt. Er wurde diesmal mit großer Mehrheit angenommen. Damit ist das Stadtentwicklungsamt beauftragt, einen Bebauungsplan aufzustellen und somit den Innenhof als Sport-, Freizeit- und Grünfläche zu erhalten. Als Bezirksverband begrüßen wir diese Entscheidung im Sinne der Anwohnerinnen und Anwohner.“



Der Film Hofgeschichten von Harald Mühle

https://www.youtube.com/watch?v=rs90FSf6LBk&t=1794s

 



Tagesspiegel Februar 2022



Vergangenes Jahr 101 Bauanträge genehmigt
Bernd Wähner
aus Pankow

Städtische und private Gesellschaften planen Hunderte Wohnungen
• Mehrere große Baustellen befinden sich an der Kynaststraße. Hier errichtet unter anderem die Howoge die Anlage „An der Mole“.

Im zurückliegenden Jahr sind im Bezirk 101 Bescheide für den Bau von insgesamt 4275 Wohnungen erteilt worden.
Dieses Fazit konnte Stadtentwicklungsstadtrat Kevin Hönicke (SPD) auf Anfrage in der BVV ziehen. „Wenn alle Wohnungen nun auch zügig gebaut werden, wird das der Stadt und dem Bezirk gut tun“, sagt er. Erfreulich sei, dass besonders viele Wohnungen genehmigt wurden, die durch landeseigene Gesellschaften errichtet werden. Denn diese bauen etwa ein Drittel gemäß Kooperationsvereinbarung mit dem Land Berlin als Sozialwohnungen.
Zu den größeren Vorhaben zählt zum Beispiel das Projekt der städtischen Gewobag an der Ferdinand-Schultze-Straße 1. Hier werde es neue Wohngebäude mit Gewerbeeinheiten und Tiefgarage geben, berichtet Stadtrat Hönicke. Genehmigt wurden 940 Wohnungen.
Auch die Howoge bekam Genehmigungen für den Bau von einigen Hundert Wohnungen. So gab es unter anderem grünes Licht 210 Wohnungen an der Seehausener Straße. An der Kynaststraße in der Rummelsburger Buch können weitere 170 Wohnungen, Gewerbeflächen und eine Kita gebaut werden. Und auch für ihr Bauvorhaben an der Welsestraße 1 bekam die Howoge eine Genehmigung für 110 Wohnungen sowie eine Kita.
Auch private Vorhabenträger erhielten Genehmigungen für den Bau von einer erheblichen Anzahl von Wohnungen, sagt Stadtrat Hönicke. Unter anderem erhielt Belle Époque für ein Vorhaben an der Ferdinand-Schultze-Straße die Genehmigung für 245 Wohnungen, einer Kita und Einzelhandelseinrichtungen. Genehmigt wurden außerdem dem Vorhabenträger Bonava drei weitere Wohnungsbauprojekte in der Parkstadt Karlshorst. Dort entstehen 90, 160 und nochmals 123 Wohnungen, berichtet Kevin Hönicke.
Das Bezirksamt kam allerdings nicht allen Anträgen nach. Als Beispiel nennt der Stadtrat das Vorhaben der Howoge, die in der Joachimsthaler Straße 1-7 einen Neubau mit 100 Wohnungen errichten möchte. Dafür erhielt die Wohnungsbaugesellschaft vor einigen Jahren bereits einen Bauvorbescheid. Als dessen Verlängerung 2021 anstand, lehnte das Bezirksamt dies nach entsprechender Prüfung wegen veränderte Rahmenbedingungen ab, so wie es die BVV zuvor in einem Beschluss forderte. Allerdings ging die Howoge dagegen in Widerspruch, der nun geklärt werden müsse, erklärt Kevin Hönicke.
Auch dem Vorhaben der Howoge an der Gotlindestraße mit 42 Wohnungen erteilte das zuständige Fachamt nach eingehender Prüfung keine Baugenehmigung, so Hönicke. Auch hier könne davon ausgegangen werden, dass die Wohnungsbaugesellschaft wahrscheinlich Widerspruch einlegen wird.


Grün ist kein Luxus
Aus DER RABE RALF Februar/März 2022, Seite 4
Das „Berliner Bündnis Nachhaltige Stadtentwicklung“ setzt sich für grüne Innenhöfe und Stadtnatur ein
Ob Lichtenberg, Pankow oder Friedrichshain-Kreuzberg – wohin der Blick in Berlin auch fällt, nach Grün muss das Auge lange Ausschau halten, immer mehr Beton versperrt die Sicht. Die Hauptstadt opfert ihre grünen Lungen. Statt klimagünstiger Stadterneuerung betreibt der rot-rot-grüne Senat seit einigen Jahren eine ungesteuerte Baupolitik auf Kosten der Stadtnatur. So kann es nicht weitergehen, sagt das im Frühjahr 2021 gegründete Berliner Bündnis Nachhaltige Stadtentwicklung, ein Zusammenschluss von derzeit 26 Bürgerinitiativen, die sich berlinweit mit Nachverdichtung und Versiegelung konfrontiert sehen und gemeinsam für eine nachhaltige Stadtentwicklung eintreten.
Bedroht sind auch immer mehr begrünte Innenhöfe. Ihre Bedeutung für bereits hoch versiegelte Stadtgebiete ist unbestreitbar: Sie dienen im Sommer als wertvolle, ja unverzichtbare Frischluftschneise und in niederschlagsreichen Zeiten als Versickerungsfläche. „Wohnungsnah sollten ausreichende Grünflächen gesichert beziehungsweise entwickelt werden, sowohl für kühle Aufenthaltsorte als auch zur Kühlung der umliegenden Gebäude“, schreibt der Deutsche Städtetag. „Vor allem durch ihr Vegetationsvolumen – Schatten und Verdunstung – haben sie als Klimakomfortzonen lokale Klimarelevanz.“ Für Mensch und Tier sind die grünen Innenhöfe Lebensraum und Naherholungsfläche, seit der Pandemie mehr als jemals zuvor. Um sie und ihre akute Bedrohung geht es hier.

Für wirkliche Bürgerbeteiligung
Der rot-grüne-rote Senat tritt im neuen Koalitionsvertrag mit einem politischen Versprechen an: „Eine vielfältige Stadt wie Berlin braucht eine soziale und nachhaltige Stadtpolitik. Wir wollen Berlin für alle Menschen, die hier leben, besser und lebenswerter machen.“ Das Bündnis nimmt den Senat beim Wort und fordert die Landes- und Bezirkspolitik auf, in einen Dialog zu treten, um echte Lösungen und Alternativen für Berlin im Klimanotstand zu finden. Statt „bauen, bauen, bauen“ braucht es klimaverträgliche Lösungen zur maßvollen Schaffung von Wohnraum, zum Erhalt von Grün- und Sozialflächen, zum Schutz der Berliner Bäume. Es geht um Artenvielfalt, Entsiegelung, gesunde Lebensbedingungen – und um Demokratie. „Wir fordern eine echte Bürgerbeteiligung auf Basis geänderter gesetzlicher Vorgaben und die Änderung der Berliner Bauvorschriften entsprechend den beschriebenen Notwendigkeiten“, heißt es bei dem Bündnis. „Wir sind bereit, daran mitzuarbeiten. Aber wir verteidigen unsere grünen Innenhöfe als Bestandteil des unverzichtbaren Grüns in der Stadt!“
Freya Beheschti, Britta Krehl
Weitere Informationen: www.nachhaltigestadtentwicklung.berlin

Vier von 26 Initiativen
Bürgerinitiative auf dem lichten Berg
Unser ehemals grüner Innenhof in der Lichtenberger Atzpodienstraße ist bereits einem Wohnkomplex mit 50 Wohnungen im Bau gewichen. Davon hatten wir erst eine Woche vor den nötigen Baumfällungen im Februar 2021 erfahren. Unser akuter Protest zeigte kaum Wirkung, denn Tatsachen wurden ja bereits geschaffen.
Die komplett fehlende Bürgerbeteiligung wurde von der Wohnungsgesellschaft Howoge mit dem Corona-Lockdown entschuldigt. Auch ein Eilantrag in der Bezirksverordnetenversammlung auf ein Bebauungsplanverfahren nützte nichts, da die Baugenehmigung nach Paragraf 34 des Baugesetzbuchs drei Tage zuvor vom Baustadtrat unterschrieben worden war.
Uns wurde sehr deutlich gezeigt, wie rücksichtslos der Senat Wohnraum schafft. Den Bestandsmietern ein angemessenes Wohnumfeld zu gönnen, Natur zu erhalten, um Klimaziele zu erreichen – all das wird offenbar als sekundär angesehen.
buergerinitiative-auf-dem-lichten-berg.de

Initiative Tabor 9 – Rettet die Gärten
Kreuzberg ist doppelt so dicht besiedelt wie Berlin im Durchschnitt. In der hier typischen Blockrandbebauung ist ein Garten eine Art Juwel. Ein solches haben Bewohner um 1960 in der Taborstraße 9 hinter ihrem Wohnhaus angelegt und in den folgenden Jahrzehnten immer gepflegt und gemeinschaftlich genutzt.
Und nun der Hammer: Nachverdichtung der Verdichtung. Die Wohnungsbaugesellschaft Aachener SWG will die Gartenfläche mit einem Gebäude, drei 50-Quadratmeter-Wohnungen, zubetonieren. Für das bestehende Haus ist zudem ein Dachgeschossausbau geplant. Für die Bewohner bedeutet die doppelte Nachverdichtung eine massive Belastung. Die Baugenehmigung ist nach jahrelangem Verfahren mit reichlich Befreiungen erteilt worden. Seit gut eineinhalb Jahren sind wir gegen dieses Bauvorhaben aktiv, die Geschäftsführung der Aachener SWG blockt ab, die bezirklichen Entscheidungsträger auch der Grünen zeigen sich ignorant. Quo vadis, Berlin?
www.instagram.com/tabor9rettetdiegaerten

Initiative Erhaltet unsere grünen Friedrichshainer Innenhöfe
Die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) will im Hof der Pintschstraße 10 bis auf den letzten Zentimeter alles an Platz ausnutzen, was das Baurecht hergibt. Frech wurde behauptet, dass bereits alle Genehmigungen erteilt worden seien – an der Planung könne nichts mehr geändert werden.
Biotope wie unsere Oase sind im dicht bebauten Friedrichshain rar. Hier spielen Kinder an Hitzetagen im Planschbecken, schattige Plätze unter Bäumen sorgen für Abkühlung und wir können vom Großstadtmief aufatmen. Lebenswichtig für unsere Gesundheit.
Am Vorabend des Fälltermins nahmen wir Abschied von unserer Oase. Als am nächsten Tag der Baumfäller kam, schaute er auf die Bäume und schüttelte den Kopf: „Die sind kerngesund. Ich bin Baumpfleger. Wieso soll ich gegen den massiven Protest der Anwohner 13 gesunde, haushohe Bäume fällen?“ Er trat vom Fällauftrag zurück und wünschte uns viel Erfolg und alles Gute für unsere grüne Oase. Was zuvor kein Verantwortlicher vermochte, entschied er mit Herz und Seele.
www.friedrichshainerinnenhoefe.wordpress.com

Bürgerinitiative Rettet den Ilse-Kiez
Der Ilse-Kiez liegt im Nordwesten des Berliner Stadtteils Karlshorst. Zur Wohnsiedlung gehören drei begrünte Innenhöfe, mit vier Spielplätzen für verschiedene Altersgruppen und einem Sportplatz. Die Höfe bieten den etwa 1.200 Anwohnern und auch den Grundschülern und Kita-Kindern von Karlshorst-West einen Bewegungs- und Begegnungsraum.
Die engagierte Bezirksverordnetenversammlung von Lichtenberg beschloss die Aufstellung des Bebauungsplans 11-125. Darin wird gefordert, die Freiräume zu sichern – für die Menschen, für 88 Bäume, für viele Feldhasen und andere Kleintiere. Die letztmalige Verlängerung der Veränderungssperre zum B-Plan bis Ende 2022 gibt den Bezirksverordneten die unwiederbringliche Chance, mit einem sehr ambitionierten Meilensteinplan des Bezirksamts doch noch den Beschluss zum Schutz der grünen Innenhöfe zu fassen.
www.ilse-kiez.de


Berliner Woche 51 Alt-Hohenschönhausen

Bernd Wähner
aus Pankow
17. Dezember 2021

Bauvorbescheid ist nicht verlängert worden

Alt-Hohenschönhausen. Die Wohnungsbaugesellschaft Howoge hatte zwar einen positiven Bauvorbescheid für den grünen Hof an der Joachimsthaler Straße 1-7/ Plauener Straße 8-26. Aber ihr Antrag auf Verlängerung der Geltungsdauer dieses Vorbescheids vom 29. Juli ist abgelehnt worden, informiert das Bezirksamt die BVV. Die Verordneten hatten im September beschlossen, dass das Bezirksamt geeignete Maßnahmen ergreifen soll, um diesen Hof als Grün- und Spielfläche zu erhalten und weiterzuentwickeln. Daran sind die Anwohner aktiv zu beteiligen. Die Howoge wollte zwei Häuser mit zirka 100 Wohnungen bauen. Gegen dieses Vorhaben macht eine Anwohnerinitiative mobil. Und diese erhielt Unterstützung von den Verordneten. Aus dem Bezirksamt heißt es, dass sich die Sachgrundlagen hinsichtlich der Erschließung sowie des ruhenden Verkehrs verändert haben. Deshalb konnte die Geltungsdauer des Bauvorbescheids nicht verlängert werden. BW

 

BVV Die Linke

Berliner Woche 37 Alt-Hohenschönhausen (Seite 3)

Bernd Wähner aus Pankow



Das Grün zwischen den Häusern erhalten

Anwohner fürchten das Ende ihrer Mietergärten durch Wohnungsneubau

Die Howoge-Mieter Michael und Regine Mahnke sowie Jürgen Meinhard (von links nach rechts), der in einem Haus der Genossenschaft Fortuna wohnt, im Mietergarten zwischen beiden Häusern. Sie möchten, dass das Grün erhalten bleibt.

Foto: Bernd Wähner

Die Fläche an der Joachimsthaler Straße 1-7/ Plauener Straße 8-26 soll als Grün- und Spielfläche erhalten bleiben.

Dafür setzt sich nicht nur eine Anwohnerinitiative ein. Auch die Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) stellte einen entsprechenden Antrag. Die Fläche, die sich zwischen Häusern der Howoge und der Genossenschaft Fortuna befindet, wurde einst als Schulgarten genutzt, berichtet Anwohnerin Regine Mahnke. Später stellte die Howoge einen Teil Mietern als Parkplatz zur Verfügung. Auf dem anderen befinden sich seit mehr als zehn Jahren Mietergärten und hier stehen Bäume, die vor über 40 Jahren vor Erstmietern gepflanzt wurden. Außerdem gibt es einen Spielplatz.

Im März bemerkten die Anwohner Vermessungsarbeiten. Auf Nachfrage erfuhren die Howoge-Mieter, dass diese Fläche als Potenzialfläche für Wohnungsbau ausgemacht wurde. Außerdem fanden im Juli Probebohrungen statt. Wie die Mieter erfuhren, sei geplant, bis zu 100 Wohnungen zu bauen.

Sie befürchten, dass sich damit ihre Wohn- und Lebensqualität erheblich verschlechtert. Nicht nur, dass die Mietergärten, der Spielplatz, Bäume und hier lebende Tiere verschwinden würden. Eine solche Verdichtung würde auch zu klimatischen Veränderungen, wie einem Aufheizen der Wohnungen und unzureichender Luftzirkulation führen, erklärt Jürgen Meinhard, der im Haus der Genossenschaft Fortuna wohnt. Am meisten ärgert sie aber, dass sie zwar per Aushang über die Probebohrungen informiert wurden, aber bislang noch keine näheren Informationen erhielten.

Auf Anfrage der Berliner Woche informiert die stellvertretende Pressesprecherin der Howoge, Annemarie Rosenfeld: „Bei dem Grundstück handelt es sich um ein Potenzialgrundstück der Howoge, eine Fläche, die sich möglicherweise für den Bau von Wohnungen eignet. Neben den Voraussetzungen, die das Grundstück selbst erfüllen muss, prüfen wir in der Regel die Genehmigungsfähigkeit möglicher Bauvorhaben. Vor diesem Hintergrund hat die Howoge für das Grundstück Joachimsthaler/Plauener Straße im Jahr 2017 eine Bauvoranfrage eingereicht. Mit der Erteilung des positiven Vorbescheides wurde der Errichtung von zwei fünfgeschossigen Gebäuden entlang der südlichen Grundstücksgrenze mit einem Abstand zur Joachimsthaler Straße planungsrechtlich zugestimmt.“

Im Frühjahr wurde begonnen, die Beschaffenheit des Grundstücks zu prüfen und Vermessungsarbeiten sowie Bodengrunduntersuchungen durchgeführt. Darüber seien die Anwohner informiert worden, so Annemarie Rosenfeld. Bereits in diesem Schreiben sei auch angekündigt worden, dass die Howoge im Herbst auf die Anwohner zukommen und ihre Fragen persönlich beantworten werde. Derzeit werden die Ergebnisse der Vermessung und der Bodenuntersuchung ausgewertet.

Weil die Bezirkspolitiker in den zurückliegenden Monaten allerdings die Erfahrung machen mussten, dass Anwohner zu spät über Bauvorhaben der Howoge informiert und vor fast vollendete Tatsachen gestellt wurden, beantragte die Linksfraktion, dass das Bezirksamt geeignete Maßnahmen ergreifen solle, um die Grün- und Spielflächen zu erhalten. Außerdem solle ein Bebauungsplan aufgestellt werden, um die Flächen zu sichern. Mit diesem Antrag wird sich demnächst der Ausschuss für ökologische Stadtentwicklung befassen.

„Frühzeitig haben Anwohnerinnen und Anwohner die Howoge um Informationen zu den Bauabsichten der Howoge gebeten“, sagt Robert Schneider (Die Linke). „Sie wurden beschwichtigt und auf einen späteren Zeitpunkt verwiesen. Nun wissen wir, dass die Pläne zur Bebauung des Innenhofs schon weit fortgeschritten sind. Bei mehreren Gesprächen konnte ich mich von der vielfältigen Nutzung des Innenhofs für Tischtennis, Basketball, Fußball überzeugen. Insbesondere die Mietergärten leisten einen wichtigen Beitrag zum Miteinander der Nachbarschaft.“

Berliner Woche 44 Alt-Hohenschönhausen (Seite 1)

Grüner Hof soll erhalten bleiben

Alt-Hohenschönhausen. Das Bezirksamt soll geeignete Maßnahmen ergreifen, um den Hof an der Joachimsthaler Straße 1-7/ Plauener Straße 8-26 als Grün- und Spielfläche zu erhalten und weiterzuentwickeln. Daran sind die Anwohner aktiv zu beteiligen. Das beschloss die BVV auf Antrag der Linksfraktion. Wie in Ausgabe 37 der Berliner Woche berichtet, prüft die Wohnungsbaugesellschaft Howoge in diesem Innenhof den Bau von 100 Wohnungen. Für das Vorhaben hat sie vom Bezirksamt schon einen Bauvorbescheid erhalten. Dagegen macht eine Anwohnerinitiative mobil. Diese erhielt nun Unterstützung von den Verordneten. Eine erneute Verlängerung des abgelaufenen Bauvorbescheids solle dem BVV-Beschluss zufolge durch das Bezirksamt versagt werden. BW